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Übersichtskarte Rundgang I und II
Rundgang I
Hier finden Sie weiterführende Texte und Bilder zu den jeweiligen Objekten:
01 | Rathaus | Kirchheimer Str. 53 (denkmalgeschützt)
1569 erstmalige Nennung eines Hochdorfer Rat- und Schulhauses (Gebäudestandort unbekannt). Dieses Gebäude wurde wegen Baufälligkeit 1823 abgerissen. 1822 erwarb die Gemeinde am heutigen Standort ein Wohnhaus mit Scheuer (Baujahr um 1800). Anstelle der Scheuer (rechts neben Wohnhaus) wurden in einem Anbau 2 Schulstuben (EG) und eine Rats- und Gerichtsstube (OG) eingerichtet, im Wohnhaus die Amtswohnung für den Schulmeister. Besonderheiten: Karzer im OG, heute noch erhalten; Vorbau mit Dachvorsprung an Rückseite war Begründung für Denkmalschutz im Jahre 1978. 1842 Umbau des Gebäudes in die heutige Außenform. Noch nach 1945 wohnte Altbürgermeister Güthle im Rathaus. 1957 erste Renovierung; 1985 Umgestaltung der Innenräume. 2016 Restaurierung mit Erhaltung der historischen Substanz und Aufrüstung auf aktuellen Standard für öffentliche Gebäude (neueste Gebäudetechnik, Barrierefreiheit); Anbau eines Sitzungssaales für den Gemeinderat und Neugestaltung des Vorplatzes mit Verlegung des Eingangs in den hinteren Bereich. Ausbau und Nutzung des Dachgeschosses als Trauzimmer und Büroräume.
02 | Schmiede | Kirchheimer Str. 47
Die Schmiede wurde um 1800 erbaut. Erster Schmied war Julius Unrath, der 1818 in die Hochdorfer Schmiedfamilie Hagmann in der Friedhofstraße eingeheiratet hatte. Er begann den Schmiedebetrieb im heutigen Gebäude, das Jahr ist nicht genau bekannt. Es folgten drei namensgleiche Johann Jakob Unrath in den Jahren 1859 - 1974, der letzte Johann Jakob Unrath war der berühmte „Schmied Jakob“, ein echtes Hochdorfer Original. Der Schmied war ein wichtiger Handwerker, der alles, was mit Eisen zu tun hatte, herstellte oder reparierte, so z.B. Achsen und Beschläge für die Fuhrwerke; alle Werkzeuge und Geräte für Haus- und Landwirtschaft. Das Beschlagen von Pferden, aber auch von Ochsen und Kühen war eine andere wichtige Tätigkeit. War sonntags schlechtes Wetter, trafen sich die Handwerker und Bauern in der Schmiede zur Dorf- „Kommunikation“. Die Schmiede hatte noch 1960 zwei Essen und zwei große Ambosse, die später auf jeweils eine Einheit reduziert wurden. Der Schmiedebetrieb wurde 1974 eingestellt, die Schmiede ist aber heute noch vollständig eingerichtet.
03 | Friedhof | Friedhofstraße
1843 wurde der Friedhof als neue Begräbnisstätte eingerichtet auf ca. 2000 m2 Fläche und ringsum mit einer Mauer umgeben, die im südlichen, östlichen und westlichen Bereich teilweise noch erhalten ist. Vor 1843 wurden die Verstorbenen im Kirchhof bei der Kirche bestattet. Im östlichen Bereich ist auch noch ein Geschirrhäuschen erhalten. 1950 wurde der Ehrenhain zur Erinnerung an die Gefallenen der beiden Weltkriege errichtet. Davor befindet sich ein Ehrengräberfeld mit 8 Einzelgräbern von Personen, die noch in den letzten Kriegstagen in der Gemeinde ihr Leben lassen mussten. Zum Gedenken an die Gefallenen findet am Volkstrauertag nach dem Gottesdienst eine Feier mit Kranzniederlegung statt. 1964 wurde nach Erweiterung in nördlicher Richtung eine Aussegnungshalle gebaut. Im Zuge der von 1963 bis 1977 durchgeführten Flurbereinigung wurde der Friedhof nochmals erweitert auf den heutigen Stand mit einer Fläche von ca. 1,8 ha. 2012 bis 2014 wurde die Aussegnungshalle saniert und mit einer Wand aus mobilen Glaselementen verschließbar gemacht.
04 | Waschhäusle | [Kirchheimer Str. 34]
1941, mitten in der Kriegszeit, wurde im damaligen Gebäude Kirchheimer Straße 70 (heute Bereich zwischen den Reihenhäusern 32-36 und 38-40) eine Gemeindewaschküche eingerichtet. Zuvor befand sich darin die Milchsammelstelle. Die Waschküche war sogar mit einer Plättmaschine ausgestattet. Waschmittel und Heizmaterial mussten mitgebracht werden. Die Benutzungsgebühr betrug 1,- Mark, für die Plättmaschine 1,50 Mark pro Stunde. Zur damaligen Zeit waren Einrichtungen wie das Waschhäusle oder die Milchsammelstelle auch wichtige Kommunikationsorte für die Bürgerschaft. Aufgegeben wurde der Waschbetrieb Ende der 1960er Jahre, der Mangelbetrieb einige Jahre später. Endgültig wurde die Gemeindewaschküche zum 31.12.1973 geschlossen.Davor gab es in Hochdorf wohl mehrere private Waschhäuser oder Wasch- Häusla, so u.a. auf dem Weberhof. Auch die denkmalgeschützte Remise ‚Im Hof 5/1‘ soll so genutzt worden sein. Das Waschhäusle wurde 1978 im Zuge der Neubebauung der Grundstücke abgerissen.
05 | Strohhülsenfabrik | [Kirchheimer Str. 39]
Ursprünglich landwirtschaftliches Anwesen, wurde 1895 von Maximilian Oertle erworben und anfangs als Kolonialwarenladen eröffnet. Danach erfolgte der Umbau für die späteren Nutzungen: Ab 1905 wurde Apfelsekt hergestellt, er war überregional wegen seiner Qualität bekannt. 1909 begann zusammen mit Johannes Miller die Anfertigung von Strohhülsen als Transportschutz für Wein- und Sektflaschen. Die Herstellung von Sekt wurde nach dem 1. Weltkrieg beendet, die zwischenzeitlich begonnene Herstellung von Limonade und Tafelwasser wurde bis Mitte der 1930er Jahre weitergeführt. 1932 kam nach der Übernahme durch Hermann Bruntner die Produktion von Stroh- und Rohrmatten für Bauindustrie und Gärtnereien dazu. Der Betrieb wurde 1966 eingestellt. Die Gebäude sind vermutlich vor 1648 entstanden als landwirtschaftliches Anwesen mit einem Gasthaus (vermutlich Lamm). 2004 wurde das Areal an die Gemeinde verkauft, die Gebäude wurden im Sommer 2005 abgerissen und das Areal neu überbaut.
06 | Wettestraße | Wettestraße
Letzte Straße in Hochdorf mit weitgehend originalen und damit interessanten alten beeindruckenden Häusern. Sie besitzt durch die insgesamt lockere Bebauung besonders im Sommer mit ihrem Grünbestand ein gewisses Flair und mit dem denkmalgeschützten „Maurer-Haus“ einen markanten Abschluss. Das nicht mehr existierende ‚Gasthaus und Bäckerei zum Lamm‘ gegenüber komplettierte einst das interessante Straßenbild und die früher viel belebtere Straße: So gab es die Bäckerei Fetzer an der Ecke zur Kirchheimer Str. (heute Nr. 2) und die Metzgerei Hoyler in dem interessanten Backsteinbau (Nr. 7), ausserdem noch den Arzt Dr. Kalbe im Gebäude Nr. 10 (Gemeindehaus), an dessen Stelle früher der ‚untere Schmied‘ war. Den Namen hat die Straße von einer sogenannten „Wette“, also einem kleinen Teich oder vielleicht auch nur Wasserloch, das vom Regen- und Schichtwasser gespeist wurde und hauptsächlich zur Pferdewäsche und als Löschwasser- Reservoir diente. In der Urkarte der Württembergischen Landesvermessung von 1828 ist sie eingezeichnet in etwa auf Höhe des heutigen Gebäudes Wettestraße 8 und damit erstmals nachgewiesen. Die Wette wurde 1933 aufgelöst.
07 | Gasthaus u. Bäckerei Lamm | [Wettestr. 14]
Das „Lamm“ war früher eine gut besuchte schwäbische Traditionswirtschaft mit angeschlossener Bäckerei. Vorläufer des „Lamm“ war im 19. Jh. ein Gasthaus Lamm in der Strohhülsenfabrik. Georg Deuschle hatte als „Lammwirt“ 1912 Wirtschaft und Bäckerei begonnen. Nachfolger war Karl Wagner 1925. Insgesamt war es ein großes Areal mit mehreren umgebenden Gebäuden. 1933 kaufte der aus Schnait kommende Oskar Sperber das Lamm. Alle Arten von Familienfesten, Vereinsfeiern und Stammtische fanden in der Gastwirtschaft statt, ansonsten gab es vom Vormittag bis Mitternacht Vesperangebot. Oft weckte die Wirtin beim Zubettgehen den Bäcker für den Frühdienst. Das Lamm war auch wichtiger Austauschort für die aktuellen Dorfneuigkeiten. Im Bäckerladen wurden außer Backwaren auch Lebensmittel angeboten. Im Untergeschoss befanden sich um 1920 Stallungen für Postpferde. Die Bäckerei wurde Ende 2005, die Gastwirtschaft Anfang 2006 geschlossen. 2009 wurde das Gebäude abgerissen.
08 | Maurer-Haus | Wettestraße 19 (denkmalgeschützt)
Der landwirtschaftliche Mischbetrieb der Familie Maurer gehörte zu den einst größten Betrieben in Hochdorf. Ein erster Nachweis des Anwesens findet sich in der Urkarte der Württembergischen Landesvermessung von 1828. Der Kernbau wurde als Scheune 1541/42 erbaut, der Umbau zum Wohn/ Bauernhaus mit beidseitigem Krüppelwalm mit Eulenlöchern erfolgte 1550. Bemerkenswert ist die Ansammlung der verschiedenen Gebäude auf einem Areal. Das ist typisch für eine alte Hofstelle, die durch mehrere Familien- und Besitzerfolgen aufgeteilt und ausgebaut wurde. Die Haustüre mit der sehenswerten Schnitzerei hat Gotthilf Maurer nach seiner Heirat anfertigen lassen.
09 | Unrath-Areal | [Roßwälder Str. 5]
1895 - 1900 als landwirtschaftliches Anwesen erbaut (geplant mit Gastwirtschaft, die aber nicht in Betrieb genommen wurde), danach von Jakob Unrath erworben. Das Haus Wettestraße Nr. 11 ist etwa baugleich. Das Gelände wurde im Laufe der Zeit allmählich auf insgesamt ca. 80 ar erweitert. Der Unrath’sche Betrieb war sehr vielseitig: Angebaut wurden Zuckerrüben, Getreide, Grünland, Gurken für die Firma Hengstenberg, es gab eine kleine Schäferei, Mutterschweinhaltung und als Hobby wurde eine Pferdezucht betrieben. In den 1980er Jahren erwarb die Gemeinde Hochdorf einen Teil des Grundstücks, wodurch die Errichtung der Breitwiesenhalle im Jahre 1987 ermöglicht wurde. 1998 erwarb die Gemeinde das Restgrundstück mit Gebäude (in zentraler Lage und unmittelbar neben den bereits bestehenden öffentlichen Einrichtungen). Im Hofgebäude fanden anschließend noch einige kleine Gewerbeaktivitäten statt. 2004 wurde eines der schönsten und noch gut erhaltenen Bauernhäuser von Hochdorf samt Nebengebäuden abgerissen. Das Bild zeugt davon.
10 | Turnhalle | [Roßwälder Str. 1]
- 1906 Erwerb eines Grundstückes durch den TV Hochdorf für den Bau eines Turnplatzes, dem späteren Standort der Turnhalle
- 1907 Einweihung des Turnplatzes mit einem kleinen Sportfest
- 1923 Einrichtung eines Fonds für eine neue Turnhalle
- 1925 Baubeginn der Turnhalle durch den TV Hochdorf
- 01. Januar 1926 Einweihung, u.a. auch Nutzungsrecht für das Schulturnen; 2. Gauturnfest, verbunden mit einem Kinderfest als erste Veranstaltung in der neuen Turnhalle
- 1946 volle Wiederaufnahme des Sportbetriebes nach dem Krieg
- 1973 vertragliche Abgabe der Turnhalle vom TV Hochdorf an die Gemeinde Hochdorf
- 70er und 80er Jahre regelmäßige Nutzung der Turnhalle für Feste, Gesang, Fasching und Musikveranstaltungen
- 1979 Renovierung und Feier zum 90. Jubiläum des TV Hochdorf
- 1984 schlechter baulicher Zustand (u.a. durch Hochwasserschäden) macht vorübergehende Schließung notwendig und befördert Planung einer neuen Fest- und Turnhalle
- 1987 Abbruch der alten Turnhalle im August 26. September
- 1987 Einweihung der neuen Breitwiesenhalle
11 | Talbach alter Verlauf | Wegle am Talbach
Den Namen Talbach hat er ab der Einmündung des Dammbaches in den Köhlerbach, etwas oberhalb des heutigen Hasenheimes. In früheren Jahren mäandrierte der Talbach stark - eben wie ein natürlicher Gewässerlauf - besonders ab unterhalb des Mühlenwehres bis zum Ende der letzten Häuser in der Reichenbacher Straße. Das Einzugsgebiet des Talbaches - im Oberlauf Schlierbach genannt - ist mit 27 qkm sehr groß, sein Ursprung liegt in Hattenhofen. Deshalb gab es auch immer wieder große Hochwasser, zuletzt 1986, die im Bereich der Brücke Roßwälder Straße, des Wehrs und des Schwarzen Stegs einige Gebäude unter Wasser setzten. Das war in früheren Zeiten wohl auch der Hauptgrund für die Begradigung des Bachlaufes, die im 19. Jh. ab unterhalb des Mühlenwehrs bis zum Ende der letzten Häuser in der Reichenbacher Straße durchgeführt wurde. So wurde innerorts der gesamte Mäander beseitigt, der die Breitwiesen bis hinunter zur Bushaltestelle bedeckte. Im 20. Jh. wurden im Rahmen der Flurbereinigung, dem Bau der direkten Straße ins Tal und des B10-Ausbaus weitere Bachstrecken begradigt bzw. verlegt.
12 | Weberhof | Kirchheimer Str. 1 (denkmalgeschützt)
Ehemals landwirtschaftliches Anwesen, erbaut 1570 als „gestelztes Einhaus“: Holzständerkonstruktion, alles unter einem Dach: Scheune, Stall- und Lagerräume im EG; Wohnbereich im OG. Besonderheit: Dendrochronologischer Nachweis zeigt, dass Bauhölzer in den Wintern 1568/69 und 1569/70 geschlagen wurden. Erster bekannter Besitzer Michael Schmid, Schäfer, um 1800. Ab 1883 Eigentum der Familie Weber. 2009 Aufgabe des landwirtschaftlichen Betriebes. 2010 Einstufung als Denkmal. 2015 Kauf durch Gemeinde, 2016 Verkauf an Investor und Beginn vollständiger, teils technisch schwieriger Sanierung bei nahezu kompletter Erhaltung der ursprünglichen Gebäudesubstanz. Heutiges Erscheinungsbild entspricht weitgehend früherem Aussehen. Aktuelle Gebäudenutzung: Im ehemaligen Scheunenteil (links) im EG Gastronomiebetrieb, im OG und DG zwei neue moderne Wohnungen mit sichtbarem Einbezug des originären Fachwerks, neues Treppenhaus mit Aufzug in der Gebäudemitte. Im Gebäude rechts wurden die vorhandenen zwei Wohnungen vollsaniert. Gutes Beispiel für gelungene Erhaltung eines alten Objektes.
13 | Spenglerhof | Reichenbacher Str. 2 (denkmalgeschützt)
Erbaut im 16./17. Jahrhundert als 2-stöckiger Fachwerkbau, in ähnlicher Art und ebenfalls gestelzt wie der gegenüberliegende Weberhof. Im Erdgeschoss befanden sich Scheuer und Stall, im Obergeschoss die Wohnräume und der Heuboden. Zum Gebäude gehörte ein großer Garten mit einer Fläche von ca. 2500 m2. An die Scheuer wurde 1867 ein großer Schafstall angebaut. 1954 erfolgte der Anbau einer Waschküche an der hinteren Gebäudeseite. Erster bekannter Besitzer war 1826 Leonhard Euchner, Müller aus Ebersbach. 1838 erwarb Heinrich Spengler, Schäfer, das Anwesen, laut damaligem Kaufbuch „eine Behausung und Scheuer unter einem Dach unten im Dorf zwischen dem Bach und der Thalbachgasse“. Bis 1999 blieb das Anwesen im Eigentum der Familie Spengler. 2000 wurde das Gebäude von einem Sanierungsunternehmen gekauft; noch vor der Sanierung wurde das Gebäude in vier Eigentumswohnungen aufgeteilt, die seit der Sanierung durchgängig bewohnt sind. Auch ein gelungenes Beispiel für die Sanierung altehrwürdiger Gebäude.
Rundgang II
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21 | Pfarrscheuer | Kirchheimer Str. 55 (denkmalgeschützt)
Eine erste Pfarrscheuer wurde 1590 errichtet, dies belegt eine Steintafel in der Fassade an der Kirchheimer Straße. Es war sehr massiv gebaut, sogar mit Schießscharten und diente vermutlich auch Verteidigungszwecken. Das heutige Gebäude stammt aus dem Jahr 1710 und bildet zusammen mit dem Pfarrhaus ein historisches Ensemble. Die Pfarrscheuer gehörte als Wirtschaftseinrichtung zum Pfarrhaus und diente zur Lagerung der verschiedenen „Zehnt“-Abgaben. Sie wurde mit der allgemeinen Zehntablösung im 19. Jahrhundert aufgegeben. Zwischen 1823 und 1840 wurde ein Teil der Pfarrscheuer abgebrochen und die freie Fläche als Garten für den Pfarrer verwendet. 1912 erfolgte der Umbau zu einem Betsaal, der neben Schul- und Ratssaal hauptsächlich für den Jünglings- und Jungfrauenverein diente, wohl ein Vorgängerverein des 1957 gegründeten CVJM, später auch als Gemeindesaal. Aus der Zeit um 1965 stammt der neue Eingangsanbau zur Kirchheimer Strasse hin. Von 1965 bis 2007 diente das Gebäude als Ortsbücherei. Heute befindet sich hier das Archiv der Gemeindeverwaltung.
22 | Pfarrhaus | Kirchstraße 2 (denkmalgeschützt)
Erbaut in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts auf massivem Unterbau aus Bruchsteinen in alemannischer Fachwerkkonstruktion, getragen von auf Steinquadern lagernden Eichenständern mit ca. 50 cm Stärke. Verstrebungsformen mit Verblattungen und Holznägeln sind im Innenbereich teilweise noch erkennbar. In der Wohnebene im ersten Obergeschoss sind noch Teile einer in den Mittelständer eingezapften massiven Bohlenwand vorhanden als Reste einer spätmittelalterlichen Bohlenstube, die von einem Nebenraum aus geheizt wurde und somit rauchfrei war. Das Erdgeschoss wurde in der Vergangenheit zur Haltung von Haustieren sowie zur Lagerung von Gerätschaften und zur Vorratshaltung genutzt. Die Besoldung der Pfarrer bestand bis weit ins 19. Jahrhundert aus den Erträgen der „Pfarrbesoldungsgrundstücke“. Im 18./19. Jahrhundert wurden die kleinteiligen Fenster aus den Gefachen entfernt und durch moderne Flügelfenster ersetzt. Als Folge wurde das Fachwerk an allen Seiten mit Verputz versehen. Diese massive Veränderung repräsentiert das heutige Erscheinungsbild.
23 | Martinskirche | Kirchstraße 4 (denkmalgeschützt)
Die heutige Martinskirche wurde 1774 an der Stelle einer wegen Baufälligkeit abgetragenen Vorgängerkirche und in erweiterter Form neu erbaut. Beachtenswert ist die Innengestaltung im barocken Stil mit reichverzierter Kanzel und Orgelempore. 1984 wurde der Innenraum unter Beibehaltung der umlaufenden Emporen in neuer einheitlicher Farbgebung umfangreich restauriert. Hierbei wurde auch das Baujahr 1774 nachgewiesen. Im leicht erhöht liegenden Altarraum befindet sich ein anatomisch gut gestaltetes Kruzifix, entstanden um 1470, sowie ein aus romanischer Zeit erhaltenes Taufbecken. 1902 löste eine neue Orgel die Vorgängerin aus 1818 ab. Der Turm stammt aus mehreren Epochen. Bereits 1695 gab es eine Kirchturmuhr. Nach Blitzschlag im Jahr 1722 erhielt der Turm ein neu errichtetes oktogonales Glockengeschoss mit aufliegendem Helm. Eine umfassende Renovierung mit teilweiser Neueindeckung fand 2017 statt, die Turmkapsel wurde dabei mit aktuellen Infos über Hochdorf ergänzt. Der Kirchhof war bis 1843 Begräbnisstätte für die Dorfbewohner. Von der massiven Kirchhofmauer sind noch Teile vorhanden
24 | Schulhaus | Schulstraße 6 (denkmalgeschützt)
Bereits zwischen 1581 und 1600 wurde eine Schulstube in Hochdorf erwähnt. Aber erst 1648 wurde in Württemberg die allgemeine Schulpflicht für alle Kinder eingeführt. Der Unterricht in Hochdorf fand anfangs in einem Privathaus, dem Lehrerhaus, statt, ab 1734 im alten Rathaus und ab 1823 im neuen Rathaus. Das „Alte“ Schulhaus wurde nach Plänen des Architekten Siegler aus Kirchheim in den Jahren 1906/1907 erbaut und am 2. Januar 1908 eingeweiht. Der Unterricht fand damals in zwei Klassenräumen statt, die jeweils Platz für 88! Schüler boten. Für die beiden Lehrer gab es Wohnungen im zweiten Stock. Wegen steigender Schülerzahlen musste bereits 1928 ein weiterer Schulbetrieb wieder im Rathaus eingerichtet werden. 1955 unterrichteten 4 Lehrer 200 Schüler. Aus Platzmangel wurde 1957 der Schulbetrieb sowohl in der „Alten“ Schule als auch im Rathaus eingestellt. Die ganze Schule zog dann in die neu erbaute Schule in den Breitwiesen um. 1956 erwarb die Fa. Hermann Traub KG das „Alte“ Schulhaus und errichtete 1958 einen Anbau für die Automatendreherei. 1984 wurde das Gebäude an die Firma Sylvia- Hahn-Moden verkauft und einige Jahre später nach Modernisierung in Eigentumswohnungen aufgeteilt.
25 | Corsettfabrik Fabrikationsgebäude | Kirchstr. 12/1 (denkmalgeschützt)
- 1891 richteten Carl und Emil Schmid einen Nähbetrieb für Miederwaren im Erdgeschoss eines Wohnhauses in der Kirchstraße ein
- ab 1905 nannte sich der Betrieb „Fa. Carl Schmid, Corsettfabrik“
- 1910 Neubau einer eingeschossigen Fabrikationshalle zur Herstellung von Miederwaren - Gebäude Kirchstraße 12/1
- 1913 Aufstockung der Halle mit einem Ober- und einem Dachgeschoss
- 1937 wurde das Nebengebäude Schulstraße 5 von einem Ökonomiegebäude zu einem Bürogebäude ausgebaut
- 1939 waren ca. 100 Arbeiterinnen und zusätzlich zahlreiche Heimarbeiterinnen hauptsächlich aus Hochdorf beschäftigt. Die Fa. Carl Schmid war damit der bisher größte Arbeitgeber in Hochdorf gewesen
- 1996 endete die Fabrikation an diesem Standort
- 2005 wurde das unter Denkmalschutz stehende Wohn- und Geschäftshaus komplett ökologisch nachhaltig saniert.
- Heute befinden sich in diesem Gebäude drei Wohn- und Geschäftseinheiten
26 | Corsettfabrik Verwaltungsgebäude | Schulstr. 5 (denkmalgeschützt)
Nachdem Carl Schmid 1919 seinen Söhnen Erwin und Erich die Corsettfabrik Kirchstr. 12/1 übergeben hatte, ließ er im selben Jahr ein Ökonomiegebäude (Gebäude Nr. 5) mit einem Geflügel-, Kuh- und Ziegenstall im Erdgeschoss sowie zwei Futterräumen im Dachgeschoss erstellen. Da die Fabrikation im Nachbargebäude (Kirchstraße 12/1) immer mehr Platz beanspruchte - die Firma Carl Schmid blieb bis in die 1920er Jahre eine der führenden deutschen Firmen in der Korsettwarenfabrikation - wurde 1937 das Ökonomiegebäude vergrößert und zu einem Bürogebäude ausgebaut. Im Erdgeschoss entstand ein Lagerraum und im Obergeschoss erhielten die Brüder Schmid ihre Büroräume. Nach mehreren Betriebsübergaben (1956 an Ella Schmid unter dem seitherigen Markenzeichen „Irma“, 1965 dann an Sohn Gunter Schmid unter dem Label „Irma la Douce“ und 1980 an Fred Hahn unter „Sylvia-Hahn- Moden“) wurde 1996 die Fabrikation an diesem Standort in Hochdorf eingestellt. Seit 1980 ist dieses Gebäude zu Wohnzwecken umgebaut.
27 | Schusterhäusle | Im Hof 3
Das Schusterhäusle, auch „Grâfa-Nâna-“ oder „Kranichsfeld-Häusle“ genannt nach den verschiedenen früheren Besitzern, ist ein bauliches Kleinod aufgrund seines außergewöhnlichen Erscheinungsbildes und in Verbindung mit der benachbarten denkmalgeschützten Remise ein Ortsbild prägendes Ensemble. Baujahr und Erbauer sind unbekannt, es ist vermutlich als Taglöhnerhäuschen entstanden. Ein erster Nachweis findet sich in der Urkarte der Württembergischen Landesvermessung von 1828, dort ist es bereits eingezeichnet. In der Vergangenheit hatte es verschiedene Besitzer, u.a. war auch schon 1852 ein Schuster dabei. In der jüngeren Vergangenheit war es einmal über längere Zeit von 2 Erwachsenen und 5 Kindern gleichzeitig bewohnt, und das auf ca. 60 qm Wohnfläche! 1992 wurde es von der Gemeinde übernommen, danach hatte ein Schuster von 2009 bis 2011 sein Geschäft darin betrieben, daher rührt auch der Name „Schusterhäusle“. Seit dieser Zeit steht das Häuschen leer, in den Jahren 2016 - 2019 fanden Bemühungen um den Erhalt statt.
28 | Remise | Im Hof 5/1 (denkmalgeschützt)
Die Remise ist ein bauliches Kleinod aufgrund ihres außergewöhnlichen Erscheinungsbildes; in Verbindung mit dem benachbarten ‚Schusterhäusle‘ stellt es ein Ortsbild prägendes Ensemble dar. Die Remise wurde um 1820 erbaut, der Erbauer ist unbekannt. Ein erster Nachweis findet sich in der Urkarte der Württembergischen Landesvermessung von 1828, dort ist es als privates Waschhaus erwähnt. Die Besitzverhältnisse in der Vergangenheit sind weitgehend unbekannt, auch über die Nutzung der Remise in der Vergangenheit sind keine genauen Informationen vorhanden. Es wird zum Beispiel von einer Nutzung als Backhäusle gesprochen, aber auch einfache Lager- und Abstellnutzung fand darin statt. Im Bildband „HOCHDORF - VORGESTERN, GESTERN UND HEUTE“ (Geiger Verlag) wird zum Bild ‚ehem. priv. Waschhaus‘ genannt. 1978 wurde das Gebäude unter Denkmalschutz gestellt und 2016 von der Gemeinde übernommen. Seither steht das Gebäude leer, es fand keine bestimmte Nutzung mehr statt.
29 | Tobelbach | Bachstraße
Der Tobelbach - im oberen Bereich auch Kletterbach genannt - entspringt auf Gemarkung Notzingen und lief früher in natürlichem Bett durch den Ort. 1937 wurde der gesamte innerörtliche Bachlauf in offene Halbschalen gefasst, über die dann zu jedem Haus stabile Brückle gebaut wurden. Vorher waren die Zugänge furtartig angelegt. Im Sommer badeten die Kinder darin, im Winter gab es oft eine „Schleifeze“ (Schleifbahn auf Eis), und viele lustige Geschichten ranken sich um ihn. Häufig führte er Hochwasser und überschwemmte die Bachstraße mit den umliegendenHäusern ca. 25 - 30 cm hoch, dabei wurde wohl auch mal im Zuber „dr Bach na gschwomma“ ond gsonga: „Oh Kletterbach, oh Kletterbach, wie schön ist deine Dampfschifffahrt …“ Damit verbunden sind die beiden Originale „Frei weg vom Kletterbach“ und der „Butza“-Schuster. 1952 wurde der Bach innerhalb des Ortes verdolt und mündete oberhalb der alten Roßwälder Brücke in den Talbach. Heute mündet der Tobelbach unterhalb der Talbachbrücke beim Feuerwehrmagazin aus einem Betonrohr in den Talbach.
30 | Pumpenhäusle | Brunnenwiesenweg 18
Erbaut 1928 als Pumpstation im Gewann Lange Wiesen in der Nähe einer alten, öffentlich genutzten Brunnenfassung, die bereits in der Urkarte der Landesvermessung von 1828 als Brunnenstelle bekannt war. Das war der Beginn der Gemeinde-Wasserversorgung in Hochdorf, da die bisherige Versorgung aus Haus- und Ortsbrunnen nicht mehr ausreichte. Von der später elektrisch betriebenen Pumpstation wurde mittels Kolbenpumpen das Wasser zum Hochbehälter im Gewann Hängenloh transportiert, von dort wurden fast alle Haushalte in Hochdorf mit Trinkwasser versorgt, die aber teilweise trotzdem noch ihre eigenen Hausbrunnen beibehielten. Bei Stromausfall stand der frühere Dieselmotor als Reserve zur Verfügung. Die Zunahme der Bevölkerung erforderte in der zweiten Hälfte des 20.Jh. eine überörtliche Wasserversorgung. Im Jahr 1952 wurde die Pumpstation stillgelegt und als Notreserve lange Zeit noch betriebsbereit gehalten. Die Pumpstations-Einrichtung ist ein besonderes technik-geschichtliches Juwel aus dem frühen 20. Jahrhundert, die immer noch voll funktionsfähig ist. 2019 erhält das Gebäude einen komplett neuen Dachstuhl.
31 | Geesgarten | [Bachstraße 1/Feuerwehr]
Der „Geesgaarda“ (Gänsegarten) war ein umzäunter Gumpen (Teich) und befand sich im Bereich der Fläche des heutigen Feuerwehrhauses und der Roßwälder Straße (diese verlief früher etwas weiter bachabwärts und mit einer alten Steinbrücke über den Talbach). Der Geesgarten wurde vom Tobelbach aus gespeist, aber nicht durchflossen. Die Hochdorfer Gänse wurden morgens von den Besitzern dort hingetrieben und abends wieder abgeholt, die meisten fanden aber den Weg auch allein nach Hause in ihren Stall. Bis 1931 wurde der Geesgarten von Georg Weyhmüller versorgt, danach von Frau Klara Strotbeck. Mit dem Neubau der Roßwälder Straße mit neuer Brücke über den Talbach und dem Feuerwehrhaus 1969 verschwand der Geesgarten. Das Bild soll einen Eindruck des früheren Geesgartens vermitteln.
32 | Zinßer Mühle | Roßwälder Straße 4
1524 erstmals urkundlich erwähnt („Lentz Ecker hatt innen ain Milin, hat hievor sein Vatter Hanns Ecker sälig ingehapt“) und damit ältester Hochdorfer Betrieb, bedeutsam für die Bauern in Hochdorf und Umgebung. Ursprünglich Eigentum der Herrschaft Württemberg und Erblehen der jeweiligen Müller, die jährlich Abgaben, auch in Naturalien, zu leisten hatten. Seit 1857 im Eigentum der Familie Zinßer. Der älteste (linke) Teil des heutigen Mühlengebäudes wurde 1797 als Getreidemühle erbaut und mit hölzernem Wasserrad am Mühlkanal betrieben. Der älteste (linke) Teil wurde 1953 zum heutigen Wohnteil umgebaut. 1926 wurde der mittlere Gebäudeteil angebaut, 1948 dann der heutige rechte Teil. Anfang der 1950er Jahre wurde das Wasserrad durch einen Elektroantrieb für das Mahlwerk ersetzt und zusätzlich eine Wasserturbine eingebaut, die bei genügend Wasserfluss den Elektroantrieb unterstützt. Heute betreibt Familie Zinßer neben der Mühle einen Laden mit Online-Shop. Es werden überwiegend eigene Erzeugnisse verkauft und Backkurse veranstaltet.
33 | Milchhäusle | Bachstraße 24
Erbaut 1939 als neues Sammelgebäude der örtlichen Milchverwertungsgenossenschaft, die 1906 gegründet wurde. Angeliefert wurde die Milch im ersten Obergeschoss, im Erdgeschoss wurde auch Milch an die Hochdorfer Bürger verkauft. Zu dieser Zeit wurden täglich etwa 1400 Liter Frischmilch und Rahm nach Esslingen geliefert. In der alten Sammelstelle (damals Kirchheimer Straße 70, heute Bereich zwischen den Reihenhäusern 32-36 und 38-40; wurde 1941 zum Waschhäusle umgenutzt) durften ab 1933 die eigenen Produkte dort verkauft werden. Das Milchhäusle hatte außer der betrieblichen auch eine hohe gesellschaftliche Bedeutung: Dort traf man sich täglich und tauschte nicht nur die aktuellen Neuigkeiten mit Klatsch und Tratsch aus, es war auch ein beliebter Treffpunkt der Dorfjugend. Noch 1965 wurde die Milchsammelstelle betrieben, bis sie später wegen der neueren mobilen Milchabholung aufgegeben wurde. 1972 wurde in den Räumlichkeiten der Milchsammelstelle erstmalig ein Blumengeschäft eröffnet. Das Gebäude selbst ist in Privatbesitz.
34 | Farrenstall | Kirchstraße 18 (denkmalgeschützt)
Erbaut 1844 als Gemeinde-Farrenstall. In dieser Zeit wurden auf Grund königlichem Dekret in nahezu allen Orten in Württemberg Ställe gebaut, um dort die heimischen weiblichen Rinder besamen zu lassen und die Aufzucht neuer gesunder Rinder zu fördern. Auch Ziegenböcke wurden hier gehalten. 1859 erfolgte der Anbau eines Sprungstalles. Ein Farrenwärter hatte die Verpflichtung, die gehaltenen Farren und Böcke zu pflegen, zu füttern und den Stall sauber zu halten. Dafür erhielt er (z.B. 1949) ein Jahresgehalt von 900 RM. Für Farren gab es einen Zuchtviehmarkt in Plochingen und Ulm, ein Farren wurde z.B. 1943 für 1600 RM ersteigert, 1960 sogar für 4800 DM. In den 1960er Jahren, als sich die künstliche Besamung immer mehr durchsetzte, wurde die Vatertierhaltung aufgegeben. In den Jahren danach wurde das Gebäude als Altpapier- und Altkleider-Sammellager benutzt. 1994 wurde der Farrenstall zu einem Restaurant umgebaut; die Eröffnung des „Schnakenstich“ fand 1996 statt. Das Gebäude steht unter Denkmalschutz und befindet sich heute in Privatbesitz.